Es war einmal ein altes Wort, dass leider sehr tief in einem Sumpf vergraben war.

Ein Sumpf aus starker Esoterik, Mate-Tee und gedanklichen Sitzrunden, in denen gewaltfreie Kommunikation betrieben wurde.

Der Deckmantel von Lebensfremd und Businessentfernt lag drückend auf diesem Wort.

Doch es ist langsam an der Zeit diesem Wort wieder neues Leben einzuhauchen und es als goldene Lettern hoch aufzuhängen.

Das Wort, dass ich meine heisst „ACHTSAMKEIT“.

Nein, ich möchte keinen neuen Begriff wie Resilienz oder ähnliche Wörter dafür erfinden.

Kein anderes Wort kann wirklich gut beschreiben, was Achtsamkeit wirklich ist.

Ich sehe Unternehmer, die aufgehört haben auf sich zu achten. Ich arbeite mir Arbeitnehmern, die vor lauter Druck den Blick auf sich selber verloren haben und ich sehe junge Gründer, die auf dem Weg in ihr neues Leben schon vor dem Ernten ihrer Saat völlig ausgebrannt sind.

Überall spriessen Angebote zum Thema „Achten Sie auf sich“ aus dem Boden. Sei es Sport, sei es Ernährung, sei es Coaching in Form von Burn out Prävention und noch viele mehr.

Gesundheitsberatungen in Firmen werden mehr und mehr gefördert. Eine ganze Möbelindustrie lebt von unserer Unachtsamkeit.

Doch niemand nennt das Kind beim Namen. Ja, gesundheitliche Probleme, psychische Krankheiten, Gewalt in jeglicher Form sind Auswirkungen davon, dass wir in unserer Gesellschaft aufgehört haben auf die Achtsamkeit zu schauen.

Immer höher, immer weiter, immer mehr. Die Gier frisst das Hirn ganzer Generationen.

Ich will auf keinen Fall sagen, dass wir uns nicht weiter entwickeln sollen. Ich will auf keinen Fall zurück in die vorindustrielle Zeit.

Doch möchte ich darauf aufmerksam machen, dass wir alle immer noch Menschen sind. Menschen mit Bedürfnissen, Ängsten und Bindungen zu anderen Menschen.

Wer von anderen Menschen verlangt, dass sie nur noch für ihre Arbeit leben, gehört für mich zum alten Eisen. Wer glaubt, Menschen seien einfach austauschbar und man bräuchte sie nur nach Zahlen zu benennen (damit Kündigungen ja leichter gehen), steht still und begeht einen furchtbaren Fehler. Menschen sind nicht austauschbar. Das waren sie noch nie. Gerade in einer hoch technologischen Welt werden unsere Eigenschaften als Mensch immer wertvoller.

Jedes Unternehmen ist schon aus Gründen des Überlebens achtsam. Beispiele zu welchen Ergebnissen Unachtsamkeit geführt haben, sehen wir bei Firmen wie Nokia oder Agfa. Gerade noch Weltmarktführer und im nächsten Augenblick weg vom Fenster.

Achtsamkeit bedeutet eben nicht, dass alle in einem Stuhlkreis sitzen und/oder hoch esoterische Themen besprechen. Die Esoteriker waren nur die ersten, die die Wichtigkeit von Achtsamkeit erkannt haben und sich nicht scheuten das Wort auszusprechen.

Alle anderen haben sie zum Teil auch gelebt, sich aber aus irgendwelchen Gründen nicht getraut es zu sagen.

Achtsamkeit bedeutet:

  • Fange an Dich wertfrei zu beobachten.
  • Fange an Dir bewusst zu werden
  • Fange an bewusst zu denken
  • Fange an bewusst zu handeln
  • Fange an Dich ehrlich einzuschätzen
  • Fange an Deine Leistungskraft zu erkennen
  • Fange an freundlich mit Dir selber zu sein

Wirtschaftlicher Erfolg kann sich auch ohne Gier einstellen. Gier frisst bekanntlich Hirn.

Achte auf Deine Ressourcen und Fähigkeiten. Setze sie gezielter ein. Werde Dir klar, was Du schon alles hast. Unternehmen wissen oft gar nicht, welche tollen Möglichkeiten sie haben, was alles in ihren Mitarbeitern steckt. Warum, weil sie sich nicht mehr mit ihnen befassen.

Achtsamkeit bedeutet auch zu wissen wer man ist, warum man die Dinge tut, die man tut und welche Werte damit einher gehen.

Achtsamkeit ist In, war sie immer schon. Es ist an der Zeit sich wieder modern und zukunftsweisend zu besinnen. Dies ist kein Widerspruch. Dies ist das Wesen von uns Menschen.

Von meinem Vater habe ich viel lernen dürfen. Ein Satz ist mir besonders in Erinnerung geblieben.

„Wer nicht mit der Zeit geht, geht mir der Zeit“.

Seien Sie zukunftsorientiert, seien sie achtsam.

 

Jan Schmiedel 08.08.2017